Ekelhaftes Poker – Blick hinter eine Emotion

Geschrieben von JuergenStephan am 29. Januar 2019 09:15 Uhr

    

Ekelhaftes Poker – Blick hinter eine Emotion

 

Ein Pokerspieler durchläuft während eines Turniers alle Emotionen die es gibt. Er lernt neue Leute kennen und trifft alte Bekannte wieder. Auf emotionaler Ebene kann ein Beobachter hier alle menschlichen Facetten der Kommunikation sehen. Hormone fließen in Strömen, Euphorie gesellt sich zur Resignation. Es ist ein Wechselbad der Gefühle.

Der Mensch ist von Natur aus darauf angewiesen gezielt zu kommunizieren und Emotionen der anderen Menschen zu erkennen. Dies ist eine überlebenswichtige Eigenschaft. Die Spezies Mensch ist im Vergleich zu anderen Lebensformen in der Natur eine sehr schwache Spezies. Der Mensch verfügt über keine großartigen Eigenschaften, die andere Spezies haben. Wir haben kein Fell, keine extrem festen Beißwerkzeuge und die Kraft eines erwachsenen Mannes im Gegensatz zu einem Schimpansen ist geradezu lächerlich. Ein Plan-B musste her um das Überleben zu sichern. Der erste Plan war Bewegung. Der Mensch ist ein Bewegungstier. Wenn wir das nicht gewesen wären, hätten uns Säbelzahntiger und Co. Längst auf der Speisekarte ganz oben gehabt. Der Mensch blieb in Bewegung, kletterte auf Bäume und, was noch wichtiger ist, er lernte einen großen Stein auf einen kleinen zu werfen. Es spalteten sich Splitter ab, die es uns ermöglichte Waffen und Werkzeuge zur Jagd und zur Verteidigung zu bauen. Fortan, waren wir wehrhaft und konnten uns gegen alle möglichen Gefahren verteidigen.

Die verbale Sprache entstand etwa vor 100000 Jahren. Der Mensch entwickelte sich jedoch seit Jahrmillionen. Also die verbale Sprache ist also eine der jüngsten Eigenschaften, die wir uns erworben haben. So ist es nicht verwunderlich, dass wir die Kommunikation erst oft erlernen müssen. Extrem teure Kommunikationsseminare zeigen diesen Umstand bildlich auf. Was haben wir noch von unseren Vorfahren? Vom Herrn Feuerstein aus dem Neandertal? Wir haben immer noch Programme in uns, die wir ohne es zu wollen abspielen. So eben auch die Mikroexpressionen im Gesicht. Ob Sie es glauben wollen oder nicht. Es tut nichts zur Sache, denn diese, nennen wir es mal „Programme", laufen unbewusst ab. Unser Unterbewusstsein spielt diese in geeigneten, Augenblicken einfach ab und erlaubt uns einen tiefen Einblick in die Seele des Menschen, der vor einem sitzt oder steht. Es werden Reaktionen ausgelöst, die einem Kommunikationspartner Signale geben. Signale wie: „Bleib weg, ich bin gereizt" oder „Ich bin heute fröhlich, ich freue mich Dich zu sehen". Diese Fähigkeit ist für den Menschen eine Überlebensstrategie, die unserer Rasse das Überleben in der harten Natur ermöglichte.

Eine der wichtigen sieben Emotionen, die wir immer wieder darstellen ist Ekel. Dieser ist sehr wichtig um zu zeigen, dass ein Lebensmittel ungenießbar ist. Wir wussten in der Urzeit ja nicht was wir essen können und was nicht. Deshalb wurde probiert. Die anderen sahen am Gesicht ihres Gegenübers dessen Reaktion und aßen ebenfalls von den Früchten, oder sagten sich, lieber doch nicht. Heute in unserer industriealisierten Welt ist das ganz anders. Uns wird suggeriert, dass es gut ist. Die Fähigkeit der Steinzeitmenschen, haben wir jedoch behalten. Wir zeigen auch heute noch Ekel. Manchmal sehr extrem, manchmal verdeckt. Doch wer genau hinsieht, kann ich sehen – den Ekel.

Stellen Sie sich eine Situation am Pokertisch vor. Sie warten auf Karten. Sie wollen ja unbedingt gewinnen. Das ist das was Sie antreibt, Sie motiviert. So warten Sie gespannt auf Karten. Diese kommen nicht und nun kann es passieren, dass genau die Karte kommt, die Ihr gegenüber benötigt. Jetzt kochen Ihre Emotionen hoch und es kann passieren dass Sie unmerklich die Oberlippe nach oben ziehen. Das ist Ekel, Abscheu, Missfallen oder einfach nur ein nicht schmecken! Kleinkinder zeigen dieselben Reaktionen, wenn wir unbedingt wollen, dass Spinat gut schmeckt. Ein solches Gesicht spiegelt Ekel wider. Und auch im Fall der Karten wird das so sein. Nicht so extrem ausgeprägt und auch nicht in der Intensität. Doch es wird da sein.

Im O. J. Simpson Prozess gab es eine Zeugenaussage, die sehr stark angezweifelt wurde. Ein Zeuge wurde gefragt, welches Verhältnis er zu den Opfern hatte. Und er teilte mit, dass er ein tolles Verhältnis hatte. Gar freundschaftlich. Er beschrieb wie toll alles gewesen sei.

Doch als die Frage gestellt wurde, genau in diesem Moment, verformte sich sein Gesicht zu einem Ekel Gesicht. Er zog die Nase nach oben und legte damit seine oberen Schneidezähne frei. Es sah ähnlich aus wie ein Hund der seine Lefzen nach oben zieht. Das war Ekel. Die Anwälte sahen das und der Zeuge wurde natürlich zerlegt. Es wurde festgestellt, dass er gelogen hatte. Das Ergebnis ist ja bekannt.

Das erkennen und analysieren von Mikromimik, kann auch für sie sehr wichtig sein. Egal in welcher Lebenssituation sie sind. Es kann Ihnen enorme Vorteile verschaffen. Vorteile, die wie bei den Urahnen, genau den entscheidenden Vorteil bringen können.

Ekel am Poker tisch kann wie folgt aussehen:

Bilder oben: erste Reihe, links, keine Reaktion, Normal Gesicht ohne Emotionen. Alle anderen Bilder zeigen typische Muskelbewegungen für Ekel.

Wichtigste Merkmale bei Ekel sind:

· Gekräuselter Nasenrücken

· Hochgezogene Oberlippe

· Obere Schneidezähne sind sichtbar

· Magenfalten treten stärker hervor

· Nasenflügel verengen sich etwas

· Brille bewegt sich nach oben

Warum zeigen wir Ekel am Pokertisch?

Es kann sein, dass Ihnen eine bestimmte Situation „nicht schmeckt". Sie haben sich auf eine andere Entwicklung eingestellt. So kommt es immer wieder zu solchen Reaktionen. Bei sich selbst, aber auch bei Ihrem Gegenüber. Alles was Ihr gegenüber zeigt ist wichtig und lässt einen Blick in seinen Kopf zu. Wichtig ist auch hier wieder der Kontext. Warum und wann macht jemand genau diesen Gesichtsausdruck? Passt dieser zur Situation. Kam dieser impulsiv oder zeitverzögert? Falls es an einem Tisch keinen Auslöser für diese Reaktion gibt, so ist davon auszugehen, dass Ihr Gegenspieler einen Bluff setzt.

Tipp

Nicht immer ist es wichtig was die Augen sagen. Selbst wenn Sie eine Sonnenbrille tragen, ist genau diese Emotion, genauso wie Wut, sehr gut zu erkennen. Da hilft keine Sonnenbrille und auch kein Hoodie oder eine Mütze. Schauen Sie Ihrem gegenüber ins Gesicht. Speziell auf den Mund und Sie werden eine Welt der Emotionen erkennen. Eine Welt, die Ihnen durch viel Übung und Erfahrung eröffnet werden kann. Wenn Sie genau hinsehen.

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